Politisches Wirken

Auf dieser Seite könnt ihr unseren Kontakt zur Politik nachverfolgen. 
Hier findet ihr Stellungnahmen, Positionspapiere und Briefe an die Politik,  sowie eine Übersicht über die Treffen mit Ämtern und Ministerien.

Stellungnahmen und offene Briefe

Unsere Stellungnahme zum Beitragsfreiheitsgesetz

April 2023

Unsere Reaktion auf das Antwortschreiben des VKA (eine Kooperation der Kita-Fachkräfteverbände in Deutschland)

Sehr geehrter Herr Benrath,
sehr geehrte Mitglieder der Tarifkommission des VKA,


vielen Dank für Ihr Antwortschreiben, dass uns allerdings ratlos und resigniert zurücklässt. 

Unser Kita-System hat gewaltige Probleme. Es geht nicht um ewig nörgelnde Erzieher*innen, denen man nur verbal über den Kopf streicheln muss, damit sie sich hoffentlich wieder schnell beruhigen. Wenn Sie in Ihrem Schreiben sagen, dass Erzieher*innen qualitativ hochwertige Arbeit im Sinne einer guten frühkindlichen Bildung machen, müssen viele von uns Ihnen deutlich widersprechen. Die Rahmenbedingungen in unseren Kitas liegen weitab von den fachlichen Mindestanforderungen an eine gute pädagogische Qualität und einen kindgerechten Kita-Alltag. 
Weil wir unserem Bildungsauftrag nicht mehr gerecht werden, gezielte Förderung, aber auch bedürfnisorientierte Betreuung und ein guter kindgerechter Alltag vielerorts nicht mehr realisierbar sind, haben wir als Leute aus der täglichen Praxis Kita-Fachkräfteverbände gegründet. Wir hoffen, dass Sie uns erneut antworten und zu einer sachlichen Auseinandersetzung mit den Problemen des Kita-Systems bereit sind. Gern stehen wir Ihnen dafür auch in einem Onlinemeeting zur Verfügung. 

Der ganze Text und unsere Fragen als PDF:

Stellungnahme: Gesetzesentwurf der Regierung des Saarlandes - Saarländisches Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsgesetz

 (SBEBG) Drucksache 16/1835 10.11.2021
 
Die umfassende Stellungnahme findet ihr als Download über den Button.

Unser Fazit

Dieses neue SBEBG wird auf Jahre hinaus richtungsweisend sein. Es wird auf Jahre hinaus Gültigkeit haben und es wird auf Jahre hinaus nicht dazu beitragen, die Qualität in den saarländischen Kindertageseinrichtungen wesentlich zu verbessern.

Dieses Gesetzt zementiert, wie man sich auch künftig die Arbeit in Kitas vorstellt: viel zu viele Kinder, keine Verbesserung der Raumsituation, marginale Verbesserung des Personalschlüssels, keine wirkliche Inklusion.
 

Es wird zusätzlich die Aufweichung der Profession in Kauf genommen und Kinder werden nicht ausreichend gefördert werden können. 

Dieses Gesetz richtet sich nicht nach wissenschaftlichen Studien, die den Fachkraft-Kind-Schlüssel als einer der Schlüsselfaktoren für gute Qualität in Kitas erkannt haben. 

Laut Bertelsmann Studie hat das Saarland einer der schlechtesten Fachkraft-Kind-Schlüssel in den westlichen Bundesländern (vgl. Bock-Famulla 2021). 
Daran wird sich auch künftig nichts ändern. Es wird in der geplanten Form die Rahmenbedingungen in saarländische Kitas nicht wesentlich verbessern. 

Die Folgen davon sind absehbar und werden in den Grundschulen deutlich spürbar werden. 


Gezeichnet: 

Susanne Kunz, 1. Vorsitzende 
Susanna Schwarz-Urff, 2. Vorsitzende 
Verband der Kita-Fachkräfte Saar 


Brief an die Vereinigung kommunaler Arbeitgeber


Sehr geehrte Frau Welge, sehr geehrter Herr Benrath, sehr geehrte Mitglieder der Verhandlungskommission der kommunalen Arbeitgeber,


zu Ihrer Stellungnahme bezüglich der Tarifverhandlungen im Sozial- und Erziehungsdienst 2022 möchten wir als Kita-Fachkräfteverbände aus den Bundesländern, deren Mitglieder direkt aus der Kita-Praxis kommen, Stellung beziehen. 
Wir unterstützen die gewerkschaftlichen Forderungen vorbehaltlos, insbesondere wenn es um die dringend notwenigen Verbesserung der Arbeit- und Rahmenbedingungen in unseren Kitas geht.

http://tarifrunde-sozial-und-erziehungsdienst.vka.de/fileadmin/SuE/PDFs_zum_Download/220216_Flyer_SuE-Der_kommunale_SuE_final.pdf?_=1645806840

http://tarifrunde-sozial-und-erziehungsdienst.vka.de/fileadmin/SuE/PDFs_zum_Download/220216_Flyer_SuE-Beschaeftigtenstruktur.pdf?_=1645697

[...] 

Der komplette Text als PDF:

Brandbrief:


„Kitas werden durchseucht - Gesundheit von Fachkräften und Kindern wird auf‘s Spiel gesetzt!“


Zurzeit steigen die Corona- Zahlen bundesweit immens an, 

besonders betroffen davon sind Kitas!

Geradezu explosionsartig steigen in Kitas die Zahlen Infizierter in die Höhe. Es gibt fast keine Einrichtung mehr, die nicht von immer neuen Fällen betroffen ist. 

Die ab 25.01.2022 geltenden Quarantäne-Regelungen im Saarland besagen, dass keine Gruppen mehr in Quarantäne geschickt werden, unabhängig davon wieviel Kinder erkrankt sind.

In den Kitas sind fast alle Kinder ungeimpft, tragen keine Masken und können natürlich keinen Abstand halten.

Deshalb werden die neuen Regelungen zwangsläufig dazu führen, dass die Infektionsketten in betroffenen Gruppen nicht mehr unterbrochen werden und sich mehr Fachkräfte und Kinder in viel kürzerer Zeit als bislang infizieren. 

Die Verantwortlichen nehmen damit billigend in Kauf, dass viele Fachkräfte und Kinder erkranken und Kitas regelrecht durchseucht werden. Nicht selten infizieren Fachkräfte und Kinder danach auch ihr häusliches Umfeld.

Es erreichen uns immer mehr Meldungen aus dem gesamten Saarland, dass Fachkräfte ausfallen und mitunter wochenlang erkranken, obwohl sie geimpft und geboostert sind. 

Bei den Fachkräften geht die Angst um. So gerne sie ihren Beruf auch ausüben, ärgern sie sich jetzt besonders über den Opportunismus von Politikern, die vor einer Landtags-Wahl keine unbequemen Entscheidungen mehr treffen wollen.

"Ich fühle mich wie eine Ratte in einem Versuchslabor", meinte kürzlich ein*e Erzieher*in.

Die neuen Quarantäne-Regelungen haben zur Folge, dass die Infektionsketten in den Kitas nicht mehr unterbrochen werden. Die nun getroffene Regelung führt auch zu der Situation, dass mit zweierlei Maß gemessen wird: Spielen 2 Kinder zusammen zu Hause, von denen eines im Anschluss positiv getestet wird, müssen beide in Absonderung, weil der Kontakt im häuslichen Umfeld stattgefunden hat. Spielen genau dieselben Kinder im Kindergarten zusammen, muss nur das positiv getestete Kind in Isolation. Das andere Kind darf getestet kommen.

Fachkräfte und Kinder sind dieser Willkür vollkommen ausgeliefert.

Die Folge davon wird sein, dass einzelne Gruppen oder auch ganze Kitas vorübergehende schließen werden, weil Personal fehlt. Das dann noch vorhandene Personal muss alles stemmen: Hygieneregeln umsetzen, Lüftungsprotokolle schreiben, Desinfizieren, Concierge- Lösungen anbieten, die Öffnungszeiten halten, die Aufsicht gewährleisten und natürlich noch testen, testen, testen.
Nicht zu vergessen, natürlich nebenbei noch Bildungsarbeit leisten, Französisch sprechen, gesundes Essen anbieten, Kooperationen am Laufen halten,… 

„Dass dies noch lange funktioniert, können doch selbst realitätsferne Politiker nicht glauben“, so die Meinung von Fachkräften.


Da ist es auch kein Trost mehr, dass inzwischen Long-Covid bei Fachkräften als Berufskrankheit anerkannt wird! Natürlich musste auch dies zuerst einmal erkämpft werden!


Gez. Verband der Kita – Fachkräfte Saar e.V.

Kita-Fachkräfteverbände* warnen: Zu wenig Personal in den Kitas!

Politik muss in der neuen Legislaturperiode endlich handeln!


Berlin In vielen Kitas und Horten fehlen pädagogische Fachkräfte. Die Landesverbände der pädagogischen Fachkräfte warnen, dass für ein kindgerechtes Bildungsangebot in Kitas rd. 100.000 Fachkräfte fehlen. Diese Entwicklung wird sich bis 2030 unter Berücksichtigung der aktuellen Berechnungen der Bertelsmann Stiftung ohne politische Maßnahmen in ganz Deutschland nicht entspannen. Der Anteil der nicht kindgerechten Betreuung liegt derzeit bundesweit bei rd. 73%. In dieser abstrakten Zahl kommt aber neben einer problematischen Betreuungssituation auch die starke Belastung des pädagogischen Personals zum Ausdruck. Oft müssen Erzieherinnen Tage- z. T. wochenlang allein Kindergruppen von 15 und mehr Kinder betreuen, was physisch und psychisch stark belastend sowie haftungsrechtlich problematisch ist. Im Ergebnis führt das u. a. zu einem hohen Krankenstand, einer hohen Fluktuation, der Reduzierung der Arbeitszeit oder eben auch in letzter Konsequenz zur Kündigung; ein weiterer Grund für die schwierige Situation sind auch die bescheidenen Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten. 

Die Situation wird zudem noch dadurch verschärft, dass zwar der Kitaausbau politisch forciert wird, die Ausbildung und Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte aber hinterherhinkt. Mit dem aktuell beschlossenen Gesetz zur Förderung der Ganztagsbetreuung von Kindern im Grundschulalter werden zwar 7,5 Mrd. Euro für Investitionen bereitgestellt, die Förderung einer begleitenden Fachkräfteoffensive ist aber nicht vorgesehen. Ebenso hat das sog. „Gute Kita Gesetz“ kaum eine Wirkung entfaltet, da die 5,5 Mrd. Euro überwiegend einer Beitragsentlastung der Eltern dienten, aber die Qualität des frühkindlichen Bildungsangebotes nur punktuell gefördert wurde. Für die kommende Legislaturperiode sollte deshalb weniger auf öffentlichkeitswirksame Beitragsentlastungen geschaut werden, sondern die Qualität der frühkindlichen Bildung und eine wirksame Fachkräfteoffensive müssen im Mittelpunkt stehen. Ansonsten wird auch der Anspruch auf eine gute Ganztagesbetreuung von Kindern im Grundschulalter kaum gewährleistet werden können. 

„Es kommt nun darauf an, dass endlich die richtigen Schlussfolgerungen durch die Politik gezogen werden, denn ansonsten laufen wir in eine katastrophale Betreuungssituation hinein“, so Claudia Theobald, Vorstandsvorsitzende Rheinland-Pfalz, für alle Kita-Fachkräfteverbände.

Die „jungen“ Kita-Fachkräfteverbände in den Bundesländern haben zum ersten Mal gemeinsam ein Positionspapier verfasst. Hierin werden die wichtigsten Ziele der nächsten Jahre zur Stärkung der frühkindlichen Bildung formuliert. Bis Ende 2025 sollte insbesondere der Personalmangel endlich behoben werden. Voraussetzung dafür muss es sein, dass Bund und Länder dies auch als gemeinsame Aufgabe begreifen und zügig an die Umsetzung gehen. 


Claudia Theobald, Rheinland-Pfalz, [email protected]

Pascal Kaiser, Berlin, [email protected]


*Berufsverbände der Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen in Kitas und Horten haben sich mittlerweile in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen i.G., Niedersachsen-Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen/Sachsen-Anhalt und Thüringen gegründet. 

Stellungnahme

Geplante Änderung des Infektionsschutzgesetzes

Stellungnahme vom 16. April 2021

Der Verband der Kita-Fachkräfte Saar begrüßt bei hohen Inzidenzen in einem Landkreis einen einheitliche bundesweite Reglung zu Öffnungen und Schließungen von Kindertageseinrichtungen durch das Infektionsschutzgesetz. 
Dies dient dazu Kontakte und damit auch Infektionen einzudämmen und schafft mehr Klarheit für alle Beteiligte - Eltern, Kinder und Fachkräfte. 

Die Infektionszahlen sind laut einer RKI Studie in Kindertageseinrichtungen seit Mitte Februar um das Vierfache gestiegen. Die Anzahl der Infizierten im Alter zwischen 0-15 Jahren übertrifft inzwischen die aller anderen Altersstufen. 
Anders als in Schulen können in Kitas zwischen Kindern und Fachkräften weder Abstände eingehalten noch Masken getragen werden. Es befinden sich jeden Tag sehr viele Personen (20-30 Kinder und Fachkräfte) über viele Stunden (6-8 Std) auf nicht mehr als 40-50 m².  
Zum Vergleich dazu ist in Geschäften nur eine Person pro 15m² zulässig. Dies entspräche in Kindergärten lediglich eine Zulassung bis zu max. 4 Personen pro Gruppenraum. 

Eine verbindlich geregelte Notbetreuung, welche von Eltern beim Jugendamt beantragt werden kann, halten wir für zwingend notwendig, um das Infektionsgeschehen in den Kitas in den Griff zu bekommen. Während des 1. Lockdowns wurden damit gute Erfahrungen gemacht. 
Die Notbetreuung müsste mit einer Auslastungsobergrenze von max. 5 Kindern pro Gruppe versehen werden. 

Der Vorstand


14. März 2023 

Sehr geehrte Frau Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger,

die Kita-Fachkräfteverbände verschiedener Bundesländer begrüßen Ihr Vorhaben, ein „Team Bildung“ ins Leben zu rufen, an dem die verschiedenen Akteure der Verantwortungsgemeinschaft des Bildungssystems teilnehmen. Die Bildungsbiografie beginnt in der Kita. Die Grundlagen werden in den ersten Lebensjahren gelegt. In der frühkindlichen Bildung kann vieles unterstützt, begleitet und gefördert, aber auch versäumt werden. Weder Wissenschaft noch Fachpraxis halten die Rahmenbedingungen in unseren Kitas für kindgerecht. Kein Bundesland erfüllt die fachlichen Anforderungen in Bezug auf personelle und oft auch räumliche Ausstattung. Der immer massiver werdende Fachkräftemangel tut sein Übriges, dass unser Kita-System kollabiert. 

Die Mitglieder der Kita-Fachkräfteverbände engagieren sich ehrenamtlich neben ihrer Arbeit in den Kitas für eine kindgerechte Kita-Qualität. Die Verbände der einzelnen Bundesländer arbeiten selbständig, sind aber länderübergreifend in einer Kooperation vernetzt. Wir können daher für Ihr „Team Bildung“ Personen aus unseren Vorständen beauftragen, die dann die Interessen aller Kita-Fachkräfteverbände in diesem Gremium vertreten. 

Unsere Forderungen haben wir nach der Bundestagswahl 2021 in einem Positionspapier zusammengefasst, das auch Ihrem Ministerium vorliegt. 
Als Experten und Expertinnen des Kita-Alltags möchten wir in Ihr „Team Bildung“ mit einbezogen werden und die Perspektive der Kita-Fachkräfte in den Diskurs einbringen

Gemeinsamer Brief der Kita-Fachkräfteverbände an Bundesfamilienministerin Paus

24. August 2022

Sehr geehrte Bundesfamilienministerin Paus,
die Kita-Fachkräfteverbände der Bundesländer begrüßen ihre Pläne für ein Kita-Qualitätsgesetz, das an die Bemühungen des "Gute-Kita-Gesetz" anknüpft.
Laut aktuellem Ländermonitor der Bertelsmannstiftung haben fast 73% aller deutschen Kita-Kinder keinen kinngerechten Personalschlüssel in ihrer Einrichtung.

Es geht daher nicht um die Verbesserung eines akzeptablen Niveaus, sondern um die Etablierung kindgerechter Rahmenbedingungen.

Im Vertrag zum "Gute-Kita-Gesetz" der Bundesländer mit dem Bund werden Schwellenwerte für altersspezifische Fachkraft-Kind-Schlüssel hergeleitet, unterhalb derer die Gefahr besteht, dass die pädagogische Qualität leidet und die Bedürfnisse der Kinder nicht mehr angemessen berücksichtigt werden können.
Diese Schwellenwerte sollen den Ländern als Orientierung bei der Gestaltung des Fachkraft-Kind-Schlüssels dienen.

Genannt werden für Kinder von:
- 0-1 Jahren: eine Fachkraft für 2 Kinder
- 1-3 Jahren: eine Fachkraft für 3-4 Kinder
- 3-6 Jahre: eine Fachkraft für 9 Kinder
Daneben gibt es wissenschaftliche Mindestanforderungen an eine gute Kita-Qualität (siehe Bertelsmann Ländermonitor).

Kein Bundesland hat trotz der Gelder aus dem "Gute-Kita-Gesetz" die Schwellenwerte für den Fachkraft-Kind-Schlüssel flächendeckend umgesetzt.

In den meisten Bundesländern werden Kindergartenkinder mit Betreuungsschlüsseln betreut, die weit unterhalb dieser Werte liegen. [...]

Das Kita-System ist überlastet. Schlechte Arbeit- und Rahmenbedingungen verschärfen seit Jahren den immer weiter zunehmenden Fachkräftemangel. Es finden sich nicht genug junge Leute, die in der Kita arbeiten wollen und altgediente Kräfte verlassen resigniert das Arbeitsfeld.
Gute frühkindliche Bildung und bedürfnisorientierte Betreuung sind unter diesen Bedingungen nur eingeschränkt leistbar.

Ein Kita-Qualitäts-Gesetz, das seinem Namen gerecht wird, muss daher den Schwerpunkt auf kinngerechte Betreuungsschlüssel legen. Langfristig wird man dem Fachkräftemangel nur begegnen können, wenn die Arbeitsbedingungen gewährleisten, dass Kita-Fachkräfte ihren Anforderungen und Aufgaben gerecht werden können. [...]

Die Kita-Fachkräfteverbände plädieren dafür, dass die Länder erst dann für weitere Handlungsfelder Geld bekommen, wenn sie die Schwellenwerte einer kinngerechten Personalisierung umsetzen.

Ist dieses Ziel erreicht, sind zur Verbesserung der pädagogischen Qualität insbesondere auch die Handlungsfelder Gewinnung und Sicherung qualifizierter Fachkräfte, Stärkung der Leitung und Verbesserung der räumlichen Gestaltung wichtig.

Bevor Geld des Bundes in das Handlungsfeld Beitragsfreiheit fließt, muss es zuerst um eine pädagogische Qualität nach den wissenschaftlichen Mindestanforderungen gehen.
Die Bertelsmann-Stiftung hat ausgerechnet, dass zur Etablierung kinngerechter Personalschlüssel und angemessener Leitungszeiten jährlich 6 Milliarden Euro nötig sind.

Die Mittel des Bundes müssen dauerhaft zur Verfügung gestellt werden, um langfristig Qualität zu verbessern und zu sichern.

Mit freundlichen Grüßen,
die Kita-Fachkräfteverbände in Deutschland

Tarifrunde 2022 im Sozial- und Erziehungsdienst: Antwort der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände

Der Verband der kommunalen Arbeitgeber hat auf unser Schreiben geantwortet. Leider wird auf unsere Argumente kaum eingegangen. Es wird uns beigepflichtet, dass frühkindliche Bildung und gute Betreuung sehr wichtig sind. Trotzdem wird keine Notwendigkeit gesehen, sich für einen kindgerechten Kita-Alltag nach fachlichen Mindestanforderungen zu engagieren. Es werden die Kostensteigerungen der letzten Jahre vorgerechnet, die allein dem quantitativen Ausbau der Kita-Betreuung und auch den gestiegenen Erziehergehältern geschuldet sind. Dass unsere Kitas zu Verwahranstalten verkommen, in denen gute frühkindliche Bildung, Förderung und bedürfnisorientierte Betreuung nur noch rudimentär möglich sind, wird von den kommunalen Arbeitgebern ignoriert. Das Antwortschreiben geht mit keinem Wort auf ein zentrales Anliegen der Kita-Fachkräfteverbände ein, nämlich die dringend benötigten Vor- und Nachbereitungszeiten, die außerhalb der unmittelbaren Betreuungszeiten liegen müssen!

Das Schreiben betont, „dass Erzieherinnen und Erzieher qualitativ hochwertige Arbeit leisten, die eine große Bedeutung für die frühkindliche Bildung hat.“ Viele Erzieher*innen können dem mittlerweile nicht mehr beipflichten. Sie wollen qualitativ hochwertige Arbeit leisten, was unter den aktuellen Rahmenbedingungen aber kaum möglich ist. Verbindliche Verfügungszeiten wären ein Schritt hin zu mehr Qualität in der frühkindlichen Bildung. Wir hoffen inständig, dass die kommunalen Arbeitgeber in der kommenden Verhandlungsrunde ein Einsehen haben, dass dem quantitativen Ausbau der letzten Jahre qualitative Verbesserungen folgen müssen. 

Begrüßungsschreiben an die  Bundesfamilienministerin Spiegel

 9. Dezember 2021

Sehr geehrte Frau Bundesministerin Spiegel,
im letzten Jahr haben sich in verschiedenen Bundesländern Kita-Fachkräfteverbände gegründet, die sich für kindgerechte Rahmenbedingungen engagieren. Wir möchten Ihnen herzlich zu Ihrem Amt als Bundesfamilienministerin gratulieren und wünschen Ihnen für Ihre Arbeit alles Gute.

Mit Interesse haben wir die Pläne der Ampelkoalition für die frühkindliche Bildung zur Kenntnis genommen. Laut aktueller Veröffentlichung des Ländermonitors der frühkindlichen Bildungssysteme (Bertelsmann Stiftung) haben 73% aller Kita-Kinder in Deutschland keine kindgerechten Bedingungen ihrer Einrichtung. Fachleute aus Wissenschaft und Fachpraxis bemängeln seit Jahren die nicht kindgerechte Qualität in unseren Kitas und weisen regelmäßig auf Mindestanforderungen für kindgerechte Personalschlüssel und Gruppengrößen hin. Kein Bundesland erfüllt diese Mindeststandards, auch wenn es in einigen Ländern noch schlechter aussieht als in anderen.

Dazu kommt ein seit Jahren zunehmender Fachkräftemangel. Daher begrüßen die Kita-Fachkräfteverbände ausdrücklich die von Ihnen angedachte Reform der Erzieher*innenausbildung hin zu einer praxisintegrierten, vergüteten Ausbildung. Auch ein Bundesqualitätsgesetz, das Betreuungsschlüssel nach den Mindeststandards der Fachleute an eine gute pädagogische Qualität vorsieht, ist in unserem Sinne. Kinderbetreuung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ein gleichberechtigtes modernes Arbeits- und Familienleben ist nur mit einer verlässlichen Kinderbetreuung möglich.

Weil Kinder die Zukunft unserer Gesellschaft sind, müssen alle gemeinsam dafür sorgen, dass Kitas Lebensorte werden, die Chancengleichheit, gute Entwicklungsmöglichkeiten und hohe frühkindliche Bildungsqualität gewährleisten. Wir freuen uns, dass Sie auch den Bund in der Verantwortung für eine gute frühkindliche Bildung sehen und hoffen, dass unsere Kinder in Zukunft bessere Bedingungen in ihren Einrichtungen vorfinden werden. In unseren Verbänden organisieren sich vor allem Fachkräfte, die in der täglichen Kita-Praxis stehen.

Als Ansprechpartner*innen stehen wir Ihnen und Ihrem Ministerium gern zur Verfügung. Wir wünschen uns, dass nicht für Kitas und Fachkräfte Politik gemacht wird, sondern mit den Einrichtungen und den Kita-Fachkräften. Über ein persönliches Gespräch zur Situation der Kita-Fachkräfte würde wir uns freuen.

i. V. Für die Kita-Fachkräfteverbände in Deutschland 
die Pressegruppe der Fachkräfteverbändez


Achtung: Testzentrum Kita! -Bildung muss leider draußen bleiben!

Zum Artikel: Test-Lücke für Vorschul-Kinder 

 
Die Kita-Fachkräfte schlagen Alarm!
Schon jetzt stöhnen die Kitas:  volle Öffnungszeiten, Hygieneauflagen, Trennung von Gruppen, besondere Essens- und Schlafsituationen, immer mehr Bestimmungen und Auflagen.
Für die eigentliche Arbeit mit Kindern wird die Zeit immer weniger.
Das Corona-Regel-Regime wie es ab 01.11. in Kitas umgesetzt werden soll, während in allen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens die Maßnahmen zurückgefahren werden, stößt bei vielen Fachkräften auf großes Unverständnis!

Wieso müssen wir immer noch Gruppen trennen, wenn Kinder in Turnvereinen zusammen spielen oder Martinsumzüge mit unbegrenzter Anzahl stattfinden dürfen?

Frau Bachmann unterliegt offensichtlich einer Machbarkeitsillusion, wenn Sie annimmt, dass Testzentren im öffentlichen Raum geschlossen werden können, damit sie dann in Kitas eröffnet werden.

Hintergrund: In einer Mail vom 15.10. wurden die Kitas und Träger angeschrieben, dass ab dem 01.11. auch in Kitas getestet werden soll. Mit diesem Testregime, welches nun in Kitas durchgeführt werden soll, wird klar, dass Frau Bachmann offensichtlich über die Aufgaben die Fachkräfte Tag für Tag in Kitas leisten, nicht viel weiß.

Sowohl Elternvertreter, wie auch Trägervertreter und auch der Verband der Kita-Fachkräfte Saar haben im Vorfeld eindringlich davor gewarnt, diese Aufgabe Kitas aufzubürden. Doch diese Bedenken wurden zum großen Teil ignoriert.

Schon jetzt müssen Fachkräfte zahlreiche Hygiene-Aufgaben außerhalb ihrer eigentlichen Kernaufgaben durchführen.
Hinzu kommen beispielsweise:

Concierge-Lösung: Die Eltern sollen die Kitas nicht betreten, sie müssen klingeln und eine Fachkraft holt das Kind an der Tür ab und bringt es nachmittags auch wieder fertig angezogen zur Tür!

Gruppentrennungen: Dies bedeutet, dass beispielsweise in Randzeiten mehr Personal vorhanden sein muss, damit diese Auflage erfüllt werden kann. Man hat dies zwar nun etwas gelockert, indem nun 2 oder 3 Gruppen zusammengefasst werden können, aber dies hebt den immer noch bestehenden Mehraufwand in keiner Weise auf. 
Schwierig, wenn bei 10 Stunden Öffnungszeit 7:00 – 17:00 Uhr eine Gruppe nur mit einer Person (7:48 Tagesarbeitsstunden bei Vollzeit )besetzt ist, weil die Kollegin beispielsweise krank ist oder Urlaub hat und eine andere Kollegin aber nur 3:54 Std. mitarbeitet. 

Eine Fachkraft kann nicht gleichzeitig Kinder entgegennehmen, Kinder beim Frühstück begleiten und parallel noch die Restgruppe beaufsichtigen, von Begleitung auf Toilette, Windeln, Schlafen ganz abgesehen! Spielen? Lernen? Dies bedeutet, dass ein Teil der Kindergruppe ständig unbeaufsichtigt ist, Kinder sich selbst überlassen werden, der Stresspegel für die Fachkräfte ständig steigt, weil sie wissen, dass sie so ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkommen und vor allem den Kindern nicht gerecht werden können. 

Durch die Empfehlungen zur Gruppentrennung sind Synergieeffekte zwischen den Gruppen nur eingeschränkt möglich. 

Viel zu lange wurde der zu niedrige Fachkraft-Kind Schlüssel ignoriert, genauso wie der Fachkräftemangel. 

Die Kitas waren schon vor Corona am Anschlag und nun kommen durch die Corona-Auflagen immer mehr fachfremde Aufgaben auf die Fachkräfte zu!
 

Wenn Kitas vom Ministerium von Frau Bachmann nur noch zu Aufbewahrungsstätten und Testzentren degradiert werden, muss man sich nicht wundern, dass Fachkräften die Zeit mit den Kindern fehlt. Zeit für Bedürfnisse der Kinder, für ihre Entwicklung, Zeit um ihnen Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln, Zeit um ihnen in Ruhe ein Buch vorzulesen, Zeit um für sie da zu sein, um sie zu begleiten und zu unterstützen. Dies sind die eigentlichen Aufgaben der Fachkräfte!

Die Testung auf Corona gehört definitiv nicht dazu!

Der Verband der Kita- Fachkräfte kann nicht nachvollziehen, wieso hier ganz offensichtlich von Seiten des Ministeriums, Eltern Misstrauen entgegengebracht wird. Geradezu lächerlich mutet es an, dass nun ausgerechnet den Kitas die Lolli-Tests vom Ministerium zu Verfügung gestellt werden, die keine Laienzulassung mehr haben, obwohl diese Tests in der Handhabung einfacher sind. Eltern werden für zu Hause nur Nasaltests zu Verfügung gestellt, die bislang nur unter Aufsicht von Personen durchgeführt werden durften, die dafür geschult waren. 

Offensichtlich sollen so für Eltern zusätzliche Hürden aufgebaut werden, damit in den Kitas das gewünschte Testregime erfolgen kann. 

Dazu passt auch die Aussage des Ministeriums in dem am Samstag veröffentlichten Zeitungsartikel: „Testlücke für Vorschul-Kinder“. Hier soll offensichtlich zusätzlich Druck über die Eltern auf die Kitas ausgeübt werden, indem jetzt auch noch Test-Zertifikate für Kinder ausgestellt werden müssen. Hiervon war allerdings im Schreiben am 15.10. an Träger und Kitas nie die Rede! 

In anderen Bundesländern, gibt es Lolli-Tests mit Laienzulassung. Wieso hat man nicht diese eingekauft oder bestellt? Im Gegensatz zu Schulen, in denen medizinisches Fachpersonal für Testungen zu Verfügung steht, sollen in den Kitas lediglich Unterstützungskräfte zur Verfügung stehen. Die Träger und Kitas müssen sich selbst darum kümmern. Die Organisation bleibt den Leitungen überlassen. Ein finanzieller Ausgleich für die Tests und die zusätzlichen Materialien, wie sie Apotheken und Ärzte bekommen, ist auch nicht vorgesehen. 
Das Gesundheitsministerium forciert in seinen Schreiben bewusst die Testung in Kitas durch die Fachkräfte, die lediglich durch das verlinkte Video geschult werden. Auch Eltern sind in der Lage sich ein Video anzuschauen. 

Klar ist, dass die Testungen in Kitas mit der im Video beschriebenen Vorgehensweise nicht umzusetzen sind, weder zeitlich, noch räumlich noch personell. 

Die Verantwortung für das Testregime wird den Fachkräften vom Ministerium dennoch aufgebürdet!
Durch das Ausstellen der Zertifikate würden die Fachkräfte nun auch noch die Verantwortung für die Sicherheit der Menschen in den Veranstaltungen übernehmen, die die Kinder mit diesem Zertifikat besuchen dürfen. Inwieweit dies mit dem Arbeitsrecht zu vereinbaren ist, wird zu klären sein.
 
Auch Personalräte sind aufgerufen hier ihre Belegschaften zu schützen. Die Arbeitsplatzbeschreibungen von Kita-Personal sehen diese Aufgaben mit Sicherheit nicht vor.

Vielen Fachkräften schnürt es mittlerweile die Kehle zu, immer mehr überlegen auszusteigen aus ihrem Beruf und damit aus diesem Hamsterrad der frühkindlichen Ignoranz und der Beratungs- Resistenz von Politikern*innen. 

Brief an die saarländische Landesregierung und die Bundespressestelle der Kanzlerin

zur Umsetzung des neuen Infektionsschutzgesetzes im Saarland ab dem 26.4.2021

Mit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes tritt ab  Samstag  eine bundeseinheitliche „Notbremse“ in Kraft.

Dieses Gesetz soll mit dazu beitragen, Kontakte zu reduzieren und das Infektionsgeschehen einzudämmen.
Unter anderem ist darin vorgesehen, dass in Kindertageseinrichtungen ab einer Inzidenz von 165 der Regelbetrieb untersagt wird. Stattdessen kann ein Notbetrieb etabliert werden.

Mit der Maßnahme des Regionalverbandes Saarbrücken, es lediglich bei einem Appell an die Eltern zu belassen, ihr Kind zu Hause zu betreuen, wird unseres Erachtens dieses Bundes-Gesetz unterwandert und ausgehöhlt.
Es ist zu befürchten, dass es zu einer sehr hohen Auslastung in den Kitas kommen wird. Ein Schutz von Kindern und Kita-Fachkräften kann so nicht gewährleistet, Kontakte nicht reduziert und das Infektionsgeschehen so zumindest nicht bei Kindern bis 6 Jahren eingedämmt werden.
Wir sehen hier das Wohl von Kindern und Kita-Fachkräften gefährdet!

Aus diesem Grund fordern wir für den Fall des Notbetriebes klare und transparente Regeln, die von Kita-Fachkräften umsetzbar sind und Eltern Orientierung bieten.

Klare Definition für den Anspruch auf Notbetreuung:

  • Beide Eltern arbeiten in systemrelevanten Berufen und/oder sind unabkömmlich. Der Arbeitgeber muss dies bescheinigen. Ein Antrag für die Notbetreuung muss bei der Kommune gestellt und von dieser bewilligt werden. Analog hierzu ist natürlich auch Alleinerziehenden eine Notbetreuung anzubieten.


  • Bei Kindeswohlgefährdung und bei Familien mit einem Nachweis über sonstige schwerwiegende Gründe, ist ebenfalls eine Notbetreuung zu gewährleisten. 


Auszugehen ist hier von einer angepassten Quadratmeterzahl, im Innenraum, pro Kind von max. 5 Kindern pro Gruppe. Dies wurde am 30.11.2020 vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie so per Mail an alle Saarländischen Kindertageseinrichtungen als Handlungsempfehlung versendet.

Des Weiteren halten wir eine Teststrategie für Kitakinder, beispielsweise eine Pooltestung mit Spucktests für geeignet, damit das Infektionsgeschehen überhaupt erfasst werden kann.

Lediglich einen Appell an die Eltern zu richten und die Kita-Fachkräfte vor Ort damit alleine zu lassen, halten wir nicht nur für unmoralisch, sondern auch für nicht vereinbar mit dem jetzigen Infektionsschutzgesetz.